Freelance-Recruiting: Vertrieb als Introvertierter

Wir alle machen es jeden Tag. Ob im Job oder privat. Egal, wen wir treffen. Wir verkaufen uns und “kaufen” andere, indem wir sie für uns bewerten. Die eine Person passt besser zu uns und unseren Bedürfnissen, die andere schlechter. Jeder hat etwas anzubieten und präsentiert sich dementsprechend optimal. Ob privat, bspw. im Dating, oder im Job, wenn wir uns und unsere Dienstleistung im Vertrieb vermarkten. Damit geht einher, dass wir uns zeigen und auf andere zugehen, uns und unsere Dienstleistung aktiv anderen präsentieren. Immer in dem Bewusstsein, dass die Antwort auch “Nein” lauten kann und darin keine persönliche Ablehnung zu sehen ist. Das fällt den einen leichter als den anderen. Und daher fällt manchen Menschen auch der Vertrieb leichter, während er für andere mit Herzklopfen und Stress verbunden ist. Diese sind tendenziell eher die Introvertierten unter uns. 

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir 5 Tipps geben, wie du als Introvertierter Vertrieb machen und so als Freelancer durchstarten kannst. Lass uns aber zunächst definieren, was Introversion und Extraversion überhaupt bedeutet. 

Was ist Introversion?

Introversion (umgangssprachlich auch Introvertiertheit) ist ein Begriff, der sich auf die Persönlichkeit eines Menschen bezieht und ihn als eher in sich gekehrt definiert. Das heißt, er ist gerne für sich alleine und braucht kein Rampenlicht mit viel Aufmerksamkeit von außen. Er ist gerne in Gedanken und zieht seine Energie aus der Ruhe und dem Alleinsein.

Was ist Extraversion?

Extraversion (umgangssprachlich auch Extrovertiertheit) ist der gegenteilige Begriff, der sich ebenfalls auf die Persönlichkeit eines Menschen bezieht und ihn als eher nach außen orientiert definiert. Das heißt, er zieht Energie aus dem Kontakt mit anderen Menschen und mag die Aufmerksamkeit von außen. Er ist gesellig und redselig und steht gerne im Rampenlicht. 

Warum ist es schwieriger für Introvertierte im Vertrieb?

Wichtig vorab ist, dass es kein “richtig” oder “falsch” gibt und jeder Mensch beide Teile in sich trägt. Es gibt nicht den Extrovertierten und den Introvertierten. Die Mehrzahl der Menschen bewegt sich irgendwo in der Mitte. Es gibt i. d. R. jedoch eine Tendenz in eine der beiden Richtungen. Und diese kann sich gerade im Vertrieb bemerkbar machen. Es macht einen großen Unterschied, ob ich als Mensch mit extrovertierten Tendenzen gerne im Mittelpunkt stehe und selbstverständlich auf andere Menschen zugehe oder ob ich als Mensch mit introvertierten Tendenzen lieber den ganzen Tag alleine zu Hause bleibe und gar keinen Kontakt mit anderen Menschen benötige. 

Ich schreibe diesen Blogbeitrag basierend auf eigenen Erfahrungen. Ich schätze mich selbst als eher introvertiert ein und weiß noch genau, wie nervös ich in meinen Anfängen im Vertrieb war. Ich kann das Herzklopfen praktisch noch spüren, wenn ich mich damals endlich mal zur telefonischen Kaltakquise durchgerungen habe. Aber keine Angst, Kaltakquise ist keiner der Tipps, den ich dir in diesem Blogbeitrag geben werde. Aus meiner Erfahrung ist diese Art von Vertrieb sogar für beide Seiten eher eine Belastung.

5 Tipps, wie du als (introvertierter) Freelance-Recruiter Vertrieb machen kannst

Tipp 1: Spezialisierung und Netzwerk

Der erste Tipp geht in Richtung Strategie. Bevor du mit dem Vertrieb anfängst, definiere deine Zielgruppe. Als Freelance-Recruiter kannst du natürlich sagen, dass du jeden bedienst, der Recruiting-Dienstleistung benötigt. Unabhängig von Branche oder gesuchten Positionen. Für den Anfang, wenn du deine ersten Aufträge suchst, kann das auch sinnvoll sein. Wenn du den Vertrieb aber langfristig denkst, macht die Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich sehr viel Sinn. Zum einen positionierst du dich als Experte in deinem Bereich. Zum anderen baust du ein Netzwerk in diesem Bereich auf, was dir in jedem Folgeauftrag zu Gute kommt. Wenn du bspw. Experte für Sales-Positionen im SaaS-Bereich bist, baust du mit jedem Auftrag dein Netzwerk an Kandidaten in genau diesem Bereich aus. Dieses sieht deine Posts und du kannst immer wieder darauf zurückgreifen. Gleichzeitig steigerst du deinen “Wert” als Freelancer für Neukunden. Sie kaufen sich nämlich neben deiner Leistung auch dein Netzwerk und deine Reichweite ein. 

Tipp 2: Nutze LinkedIn

Wie baust du dieses Netzwerk auf? Bei Kandidaten läuft das i. d. R. über LinkedIn. Und genauso ist es im Vertrieb. LinkedIn ist der bevorzugte Kanal. Gerade als Introvertierter ist LinkedIn das Mittel der Wahl, da die Hürde jemanden zu kontaktieren sehr viel niedriger liegt und du direkt mit den “richtigen” Leuten in Kontakt kommen kannst. Gegenüber der Kaltakquise, wo du dich oft durch verschiedene Instanzen durchtelefonieren musst, bis du bei dem Entscheider herauskommst, ist eine Kontaktanfrage bei LinkedIn einfacher und besser. Du hast direkten Zugang zur Entscheiderebene. Dein Gegenüber sieht deine Anfrage in einem entspannten Zustand, wenn er gerade auf Social Media unterwegs ist. Und du kannst auch bei vorerst negativer Rückmeldung mit ihm in Kontakt bleiben. Auch Entscheider sammeln gerne ein Netzwerk, auf das sie bei Bedarf schnell zurückgreifen können, wenn sie es brauchen. Ein “Nein” ist meistens ein “Nicht im Moment”. Daher lasse ihm unverbindlich deine Unterlagen zukommen und erkundige dich in längeren Zyklen einmal, ob sich etwas geändert hat. 

Tipp 3: Andere Freelancer

Es geht weiter mit dem Netzwerk. Netzwerke mit anderen Freelancern aus deinem Bereich und dem HR-Bereich allgemein. Sie alle sind in Unternehmen unterwegs und sie können nicht immer alles alleine machen. So kann es bspw. sein, dass jemand eher strategisch orientiert arbeitet und du operativ mitwirken könntest oder es werden mehrere Freelancer gesucht, da das Arbeitspensum zu hoch ist. Es gibt viele Gründe und Freelancer empfehlen sich durchaus gegenseitig. Dies gilt im Übrigen in beide Richtungen. Wenn du Optionen hast, bringe Auftraggeber und Freelancer zusammen. So tust du beiden etwas Gutes und stärkst deinen Ruf als verlässlicher Netzwerk-Kontakt. 

Tipp 4: Messen

Besuche Fachmessen aus dem HR-Bereich und deinem Fachbereich, um mit potenziellen Unternehmen in Kontakt zu kommen. Der persönliche Kontakt im Vertrieb kann für Introvertierte zwar wieder eine Hürde darstellen, jedoch kannst du dir dabei mit einer Struktur behelfen. Du benötigst nur einen Satz, eine Frage und eine Visitenkarte, die clever gestaltet ist. Gestalte die Visitenkarte so, dass du deine Leistung kurz erklärst und deine Webseite oder Kontaktdaten nennst. Lege dir dann einen Satz mit einer Frage zurecht, die du in jedem Gespräch als Einleitung sagst. Jede Einleitung ist dabei gleich. Ihr begrüßt euch und du sagst deinen Satz und deine Frage. Du könntest bspw. sagen “Hallo. Ich bin Freelance-Recruiter und auf Sales-Positionen in der Tech-Branche spezialisiert. Darf ich Ihnen einmal meine Karte da lassen?”. Die Reaktion deines Gegenübers lädt entweder zu einem weiteren Austausch ein oder nicht. Die Hürde des Ansprechens hast du aber genommen. Diese Struktur nutzt du einfach in jeder Einleitung und wartest die Reaktion ab. Und mit jeder neuen Einleitung schwindet die Angst vor dem Ansprechen mehr und mehr.

Gehe auf Messen jedoch vorsichtig an das Thema heran. Die oben genannte Methode ist bewusst kurz und knapp gehalten, da Sales-Aktivitäten ggü. Messeständen nicht so gerne gesehen sind. Daher stiehlst du mit einem Satz und einer Frage maximal zehn Sekunden deines Gegenübers. Aber: Fragen kostet nichts.

Tipp 5: Datenbanken & Freelancer-Portale

Als letzter Tipp empfiehlt es sich, den Vertrieb einfach andere machen zu lassen und sich selbst ansprechen zu lassen. Du kannst dich in verschiedene Datenbanken von Personaldienstleistern und Freelancer-Portalen eintragen und finden lassen. Das hat zum Vorteil, dass du ständig für andere präsent bist und mit der Zeit regelmäßig Anfragen erhältst. Ein Nachteil könnte aber sein, dass du dich in der Gestaltung des Stundensatzes anpassen musst, da dein Gegenüber eine Provision einkalkuliert, um dich weiter zu vermitteln. 

Vertrieb hat immer mit Menschen zu tun. Wenn du als Freelance-Recruiter dauerhaft Aufträge an der Hand haben möchtest, solltest du darauf achten, regelmäßig zu netzwerken und Neukunden zu akquirieren. Es ist selten so, dass du heute anfragst und es morgen losgeht. Daher halte Vertrieb als kontinuierliche Praxis aufrecht. Es kommt der Punkt, an dem du “von deinem Netzwerk lebst” und weniger Vertrieb machen musst. Doch diesen musst du dir erarbeiten. Das ist auch als Introvertierter machbar. Nutze die Tipps und etabliere dich in deinem Bereich.

Kleiner Tipp:

Wenn du planst, dich selbstständig zu machen, beginne bereits vor deiner eigentlichen Selbstständigkeit mit dem Netzwerken bzw. der Akquise von Kunden. Der Akquise-Prozess kann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Im besten Fall startest du in deine Selbstständigkeit und kannst sofort auf ein kleines Netzwerk und ein bis drei Aufträge zurückgreifen. Das macht Mut und überwindet die anfängliche Durststrecke. Weitere Informationen zu deinem Einstieg als Freelance-Recruiter findest du im Blogbeitrag Freelance-Recruiter werden: Alles was du jetzt wissen musst.

Du willst mehr über Freelance-Recruiting wissen? Dann lasse dir die kommenden Artikel direkt per Mail schicken.



FAQ

Was zeichnet einen introvertierten Menschen aus?

Introversion (umgangssprachlich auch Introvertiertheit) ist ein Begriff, der sich auf die Persönlichkeit eines Menschen bezieht und ihn als eher in sich gekehrt definiert. Das heißt, er ist gerne für sich alleine und braucht kein Rampenlicht mit viel Aufmerksamkeit von außen. Er ist gerne in Gedanken und zieht seine Energie aus der Ruhe und dem Alleinsein.

Was zeichnet einen extrovertierten Menschen aus?

Extraversion (umgangssprachlich auch Extrovertiertheit) ist der gegenteilige Begriff, der sich ebenfalls auf die Persönlichkeit eines Menschen bezieht und ihn als eher nach außen orientiert definiert. Das heißt, er zieht Energie aus dem Kontakt mit anderen Menschen und mag die Aufmerksamkeit von außen. Er ist gesellig und redselig und steht gerne im Rampenlicht. 

Wie mache ich als Introvertierter Vertrieb?

Du kannst auch ohne Kaltakquise vertrieblich erfolgreich sein. Baue hierzu bspw. ein Netzwerk über LinkedIn auf oder arbeite mit anderen Dienstleistern zusammen. Für einen regelmäßigen Auftragseingang sind auch Freelancer-Portale interessant.

Freelance-Recruiter werden: Alles was du jetzt wissen musst

30 Grad, Sonne, Strand, die Füße im Sand. Der Schirm spendet Schatten, die Natur klingt in den Ohren. Wellen, Vögel, Wind. Klingt wie Urlaub, könnte aber auch Arbeit sein. Freelancer müsste man sein. Arbeiten, egal wie und wo. Das willst du auch? Dann lies hier, wie du schon bald als Freelance-Recruiter durchstartest.

Was ist ein Freelance-Recruiter?

Ein Freelance-Recruiter ist eine selbstständig tätige Person, die als externe Arbeitskraft Unternehmen im Recruiting unterstützt. Durch ihre Qualifikation und Spezialisierung in den Themen Recruiting und HR kann sie schnell und ohne große Einarbeitung im Unternehmen eingesetzt werden. Damit können Wachstumsphasen oder “Spitzen”, in denen viele Einstellungen geplant sind, unterstützt werden, ohne feste Mitarbeiter zu suchen, einzustellen und einzuarbeiten. Freelance-Recruiter arbeiten über einen zeitlich begrenzten Dienst- oder Werkvertrag und rechnen Stunden- oder Tagebasiert ab. Dabei sind sie nicht in die Organisation eingebunden und nicht weisungsgebunden. 

Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit

Für Unternehmen ist der Einsatz von Freelance-Recruitern sehr interessant, um Personalengpässe flexibel auszugleichen, ohne auf Kündigungsfristen und Sozialversicherungspflicht angewiesen zu sein. Doch was sind die Vor- und Nachteile, wenn man als Recruiter freiberuflich tätig wird?

Vorteile der Selbstständigkeit

Einer der bedeutendsten Vorteile der Selbstständigkeit ist auf jeden Fall die Handlungsfreiheit. Du bist nicht weisungsgebunden. Du kannst entscheiden, mit wem du zusammenarbeiten möchtest und mit wem nicht. Du kannst dein Einkommen skalieren. Es gibt wenige Grenzen. Dabei bist du auch noch komplett flexibel, selten an Arbeitszeiten oder an einen Ort gebunden. Ob du zu Hause, im Café oder auf den Bahamas unter Palmen arbeitest – du entscheidest. Natürlich alles unter der Bedingung deine beste Leistung hervorzubringen. Denn davon bist du abhängig. 

Nachteile der Selbstständigkeit

Selbstständigkeit kann hart sein. Es ist die freie Wildnis, in der es kein schützendes, wohlig warmes Nest gibt. Keine Hand, die dich hält. Nur du alleine. Du bist krank und kannst nicht arbeiten? Du verdienst kein Geld. Dir geht es schlecht, weil es vertrieblich nicht läuft? Interessiert keinen. Du hast falsch kalkuliert und die Steuer steht an? Das Finanzamt holt sich trotzdem dein Geld.

Es kann schwer sein, alleine zu sein. Doch im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass du es alleine in der Hand hast. Ob du gut oder schlecht wirtschaftest, liegt nur an dir. Aus Freiheit entsteht Verantwortung und diese kannst du nutzen. Du bist verantwortlich für dein Einkommen, für deinen Versicherungsschutz, für das Wachstum deines Geschäfts und auch dafür, dir Auszeiten zu nehmen.

Freelance-Recruiter werden: Das wichtigste auf einen Blick

Sofern du den Gedanken verfolgst oder bereits entschieden hast, als Freelancer arbeiten zu wollen, gilt es einige Vorbereitungen zu treffen. 

Vor der Gründung

Bevor irgendetwas angemeldet oder investiert wird, netzwerke! Dieser Punkt steht ganz bewusst an oberster Stelle. Dein Netzwerk entscheidet über deinen Erfolg. Gerade am Anfang, wo du dir erst noch einen Ruf erarbeiten musst, nicht auf Empfehlungen zurückgreifen kannst und dir die Auftraggeber nicht die Tür einrennen, musst du deine Kostenbasis gering und deine Motivation hoch halten. Es kann Zeit dauern, bis die ersten Aufträge kommen. Daher fang frühstmöglich an dich zu vernetzen, mit den richtigen Leuten über dein Vorhaben zu sprechen und potenzielle Aufträge an Land zu ziehen. Die benötigten Formalien sind schnell geklärt und dann startest du direkt mit einem Auftrag. Das Wichtigste für einen Unternehmer, der Du als Selbstständiger bist, ist Liquidität. Wenn du im Plus starten kannst, tue es. Dafür musst du aber zuerst und dauerhaft Zeit in das Netzwerken investieren.

Gründung

Gewerbeamt

Dein erster Auftrag steht in Aussicht. Jetzt klärst du die Formalien. Um selbstständig tätig zu sein, musst du ein Gewerbe anmelden. Hierfür gehst du zum Gewerbeamt und meldest ein Gewerbe im Haupt- oder Nebenerwerb unter Angabe eines Geschäftszwecks und persönlichen Daten zu dir, an. Mit der Anmeldung bist du Gewerbetreibender und kannst direkt losgehen. Gleichzeitig tritt diese aber auch weitere Prozesse in anderen Behörden los, die in der Folge auf dich zukommen. Du wirst bspw. Mitglied in der lokalen IHK, bekommst Post von der Abfallentsorgung und vom Finanzamt.

Finanzamt

Das Finanzamt benötigt einen ausgefüllten steuerlichen Erfassungsbogen von dir. Du musst allerdings nicht darauf warten, dass sich das Finanzamt direkt bei dir meldet. Du findest diesen auch im Internet und kannst ihn direkt ausfüllen und an dein Finanzamt senden. Dabei gibst du bspw. an, wie viel Umsatz du für das laufende und kommende Geschäftsjahr erwartest. Im Anschluss erhältst du eine neue Steuernummer, die dich als Selbstständigen beim Finanzamt kennzeichnet. Diese musst du in deinen Rechnungen angeben. Daher muss diese spätestens bei deinem ersten Rechnungslauf vorliegen. Beachte hierbei die “Geschwindigkeit” der deutschen Bürokratie.

Steuern

Als Selbstständiger wirst du im Wesentlichen mit drei Steuerarten konfrontiert. Zum einen weist du deine Rechnungen mit Umsatzsteuer (19 % bzw. 7 %) aus. Je nach Umsatzerwartung kannst du allerdings auch die Kleinunternehmerregelung beantragen und dich von der Ausweisung der Umsatzsteuer befreien lassen. 

Als zweites kommt die Einkommensteuer. Genau wie Angestellte zahlen auch Freelancer zwischen 14 % und 42 % Steuern (plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer). Der Freibetrag liegt 2024 bei 11.604 €. 

Als drittes zahlst du Gewerbesteuer. Diese wird von der Gemeinde erhoben und variiert je nach Gemeinde im Gewerbesteuersatz. Allen gleich ist jedoch der Freibetrag von 24.500 €.

Einnahmenüberschussrechnung

Bei der Gewinnermittlung greifst du als Freelancer i. d. R. auf die Einnahmenüberschussrechnung zurück. Dabei stellst du einfach die Betriebseinnahmen den Betriebsausgaben gegenüber und ermittelst den Gewinn. Du wurdest für einen erfolgreichen Auftrag bezahlt? Betriebseinnahmen. Es entstehen jährliche Kosten durch ein Recruiting-Tool, das du verwendest? Betriebsausgaben. Die erzielte Differenz ist der Gewinn (bzw. Verlust) und ist dementsprechend das Jahreseinkommen und damit die Grundlage für die Berechnung der Einkommensteuer.

Aufbau deines Geschäfts

Du hast viel genetzwerkt, deinen ersten Auftrag in Aussicht und dein Gewerbe angemeldet. Kommen wir zum Aufbau deines Geschäfts. 

Stundensatz

Für deinen ersten Auftrag gilt es, einen Stundensatz festzulegen. Bei der Kalkulation des Stundensatzes musst du beachten, dass du z. B. arbeitsfreie und krankheitsbedingte Tage oder auch Weiterbildungen und die Anschaffung eines neuen Laptops mit abdeckst. Das alles wird durch deinen Umsatz finanziert und dieser ergibt sich aus deinem Stundensatz. Als freiberuflicher Recruiter liegt der Stundensatz im Mittel zwischen 70 € und 80 €.

Spezialisierung

Der Freelancer-Markt ist ähnlich wie der Arbeitnehmermarkt. Es gibt viele Menschen, die um Aufträge buhlen und viele, die sehr gut sind und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Wie hebst du dich also ab? Was macht dich besonders? Warum sollte ich mich als Unternehmen für dich entscheiden? Nimm dir Zeit, um dich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Entwickle eine Marke, ein eigenes Branding und spezialisiere dich. Vielleicht bist du besonders gut im Recruiting von SAP-Profilen. Du kennst jede Abkürzung und hast ein erstes Netzwerk in diesem Bereich. Baue es aus. Positioniere dich und du wirst die richtigen Kunden für dich gewinnen und als Spezialist hervorgehen.

Referenzen

Mit jedem abgeschlossenen Auftrag, auch wenn er noch so kurzweilig war, hat jemand eine Arbeitsprobe deines Könnens erlebt. Frage nach Referenzen! Referenzen sind die Basis für deinen Erfolg. Es hilft viel mehr, wenn jemand anderes über dich sagt, dass du gut bist, als wenn du dies selbst beteuerst. Nutze das, so gut es geht.

Webseite

Du bist spezialisiert, hast dir ein eigenes Branding überlegt und optimalerweise bereits Referenzen? Fasse das alles auf deiner eigenen Webseite zusammen. Hier kannst du dich präsentieren und deine Dienstleistung in Szene setzen. Diese kannst du auf deinem LinkedIn-Profil und in deinem Vertriebsprozess einbinden. Ggf. können potenzielle Kunden auch eine Anfrage über deine Webseite senden, um mit dir in Kontakt zu treten. Nutze deine Webseite, um der Welt zu zeigen, was du machst, warum du gut darin bist und welche Projekte du bereits erfolgreich gemeistert hast. Gleiches kannst du zusätzlich auch in eine Vertriebspräsentation packen, die du deinen Kontakten senden kannst.

Vertrieb

Cash ist der Treibstoff, der das Geschäft am Laufen hält. Aus diesem Grund musst du für einen stetigen Auftragseingang sorgen. Der Vertrieb wird daher dein alltäglicher Begleiter sein. 

Jobbörsen

Als freiberuflicher Recruiter suchst du Recruiting- oder HR-Stellen. Gehe dafür die gängigen Stellenbörsen durch, um zu sehen, wo derzeit Recruiter gesucht werden. Auch wenn sie für Festanstellung ausgeschrieben sind, lohnt es sich, sich mit dem zuständigen Recruiting-Lead zu vernetzen. Stelle dich ihm vor, lass ihm deine Webseite und Präsentation zukommen. Auch wenn er derzeit nicht an freiberuflicher Mitarbeit interessiert ist, kann sich dies zu einem späteren Zeitpunkt ändern. Und dann hat er dich im Hinterkopf und deine Kontaktdaten zur Hand.

Vertrieb ist langwierig. Manchmal findet eine Zusammenarbeit erst Jahre nach dem Erstkontakt statt, weil es zuvor keinen Bedarf gab. Doch sobald die Entscheidung für die Einbindung von Freelancern fällt, stehst du bereit.

Datenbankeinträge

Da das aber nicht der Standard sein soll und du kurzfristig Geschäft brauchst, nutze Datenbanken. Es gibt viele Freelancer-Portale oder Personaldienstleister, bei denen du dein Profil hinterlegen kannst. Diese kommen dann direkt auf dich zu und bieten dir Optionen an. Gerade für den Einstieg kann dies sehr attraktiv sein. Hierfür kannst du aber auch direkt auf Personaldienstleister zugehen und deine Bewerbung für den Freelancer-Pool hinterlegen.

Vernetzen

Wie bereits angesprochen: “Das Netzwerk entscheidet über deinen Erfolg”. Vernetze dich daher so viel es geht, aber immer mit den relevanten Leuten. Gehe Entscheidungsträger in HR an, speziell in den Unternehmen, die zu deiner Spezialisierung passen. Gehe aber auch andere Freelance-Recruiter an. Gerade mit deiner Spezialisierung kommt es vor, dass du von anderen Freelancern angefragt wirst, ob du bei einem Projekt unterstützen kannst. Bspw. weil mehrere Freelancer gesucht werden oder weil der andere Freelancer Strategie macht und du das Operative übernehmen könntest. 

Baue weiterhin den Pool an Kandidaten in deiner Spezialisierung aus. Das Unternehmen kauft sich neben deiner Expertise auch immer dein Netzwerk ein. Wenn du mit einem guten Netzwerk aufwarten kannst, bist du gefragt.

Tools

Als Selbstständiger bist du für alles verantwortlich. Auch für die Anschaffung deiner Infrastruktur. Während man privat oft bereits einen Laptop oder PC hat, mit dem man seine Selbstständigkeit beginnen kann, gibt es einige Tools, die man wohl eher nicht hat. Einen LinkedIn-Recruiter oder XING-Talentmanager nutzen wahrscheinlich die wenigsten privat. Die Anschaffung ist möglicherweise für den Anfang auch viel zu teuer. Nutze daher andere Optionen. Mit Google kannst du bspw. kostenfrei sourcen. Ggf. erreichst du aber auch einen Auftrag, wo dir das Unternehmen eine Lizenz für Active-Sourcing-Tools, wie LinkedIn oder XING, stellt. Das könnte sich auf die Verhandlung des Stundensatzes auswirken. Wichtig ist nur, dass du dir im Vorfeld klar machst, wie du am Anfang deine Arbeit bewältigen kannst, bis du dir die Tools leisten kannst, die du wahrscheinlich gewohnt bist. Vielleicht musst du dir für deine Selbstständigkeit auch erst etwas Startkapital zur Seite legen.

Freelance-Recruiter: Tipps & Tricks

Jetzt bist du für den Start deiner Selbstständigkeit gewappnet. Abschließend noch ein paar Tipps.

Personalvermittlung

Als Freelance-Recruiter arbeitest du stundenbasiert und rechnest entsprechend deiner Arbeitszeit ab. Nutze parallel aber auch die Möglichkeit der Personalvermittlung. Wenn sich in deinen Vertriebsaktivitäten herausstellt, dass ein Unternehmen an Personalvermittlung interessiert ist, unterstütze es. Dies kann mit deinem Netzwerkaufbau skalieren und dich finanziell gut unterstützen. Optimalerweise wird dein stundenbasiertes Geschäft dein Basisgeschäft und die Personalvermittlung ist reiner Gewinn.

Werde zur Marke

Stelle weiterhin deine Expertise in den Fokus. Baue deine Marke auf, indem du bspw. einen Blog aufbaust und über deine Spezialisierung schreibst. So erreichst du deine Zielgruppe und zeigst ihnen, warum du gut bist. Das kann sich ab einem gewissen Zeitpunkt auch in deinem Stundensatz spiegeln.

Mehrere Auftraggeber

Eines der wichtigsten Worte, die du als Selbstständiger kennen solltest, ist “Scheinselbstständigkeit”. Darauf musst du unbedingt achten. Als Freelancer bist du nicht weisungsgebunden und frei in der Wahl deiner Auftraggeber. Wenn der Fall eintritt, dass du dauerhaft nur für einen Auftraggeber tätig bist, der dir vorschreibt, wo du wie zu arbeiten hast, kann das als Scheinselbstständigkeit ausgelegt werden. Wenn diese festgestellt wird, kann es zu Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen kommen. Achte also darauf mehrere Auftraggeber und Verträge zu haben, die dich als Freelancer kennzeichnen. 



FAQ

Was macht ein Freelance-Recruiter?

Ein Freelance-Recruiter ist eine selbstständig tätige Person, die als externe Arbeitskraft Unternehmen im Recruiting unterstützt.

Welche Vorteile hat die Selbstständigkeit?

Ein großer Vorteil der Selbstständigkeit ist die Freiheit. Du bist nicht weisungsgebunden, du kannst entscheiden mit wem du zusammenarbeiten möchtest und mit wem nicht und du kannst dein Einkommen nahezu beliebig skalieren.

Welche Nachteile hat die Selbstständigkeit?

Selbstständigkeit kann hart sein. Du arbeitest alleine und hast kein Auffangnetz, wenn du einmal krank oder arbeitsunfähig bist.

Welchen Stundensatz kann ich als Freelance-Recruiter ansetzen?

Als freiberuflicher Recruiter liegt der Stundensatz im Mittel zwischen 70 € und 80 €.